Vor 9 Uhr sind wir startklar. Allerdings kommen wir nicht an unsere Fahrräder ran, die in einem verschlossenen Raum stehen. Im gesamten Hotel ist niemand anzutreffen, alles leer. Eingesperrt Wer weiss, wie lange das jetzt noch dauern kann. Zusätzlich bekommen wir eigentlich noch 20 Pesos Wechselgeld zurück. Nachdem weiteres Suchen keinen Erfolg bringt, ist Warten angesagt. Irgendwann haben wir genug gewartet und versuchen, die verdammte Tür mit unserem Zimmerschlüssel zu knacken. Auch nach vielen Versuchen klappt das leider nicht. Der Schlüssel passt allerdings für die "Restaurant"-Tür, hinter der sich aber nur Gerümpel verbirgt. Wir geben der Frau vom Hotel noch 45 Minuten, dann wird die Tür ohne Schlüssel geöffnet... Dann bemerken wir, daß die Zimmertür der Verwalterin nicht verschlossen ist. Das Zimmer hat ein Fenster zum kleinen Innenhof, der wiederum eine Tür zum Administrationsraum besitzt. Also schnell durchs Fenster in den Hof und siehe da, von innen läßt sich die Tür öffnen. Unsere Fahrräder sind frei!
Ein paar mal auf und ab, dann neigt sich die Straße 400 m hinab. Eine sehr schöne Strecke mit viel Wald und Bergen. An der Kreuzung zur MEX15 bereiten wir uns auf den Kampf vor, um die 9 Kilometer auf der sehr stark befahrenen Straße bis Zitacuaro zurückzulegen. Erst gibt es einen Seitenstreifen auf der pro Seite einspurigen Straße. Aber das ändert sich schnell, schon am nächsten Anstieg wird sie so schmal, daß gerade mal zwei normale Autos nebeneinander raufpassen. Grausam. Auf dem kurvenreichen Anstieg zu fahren ist völlig unmöglich, der kleinste Schlenker könnte tödlich enden. So bleibt uns nur die Möglichkeit, auf den wenigen verbleibenden Zentimetern neben der Straße zu schieben. Teilweise ist der Verkehr so dicht, daß minutenlang keine Lücke entsteht.
Zum Glück sind wir bald durch und essen in Zitacuaro ein sehr leckeres Hähnchen mit Salat, Salsa und Tortillas. Endlich mal wieder was richtig gutes. Noch zur Bank und für die kommenden Tage genügend einkaufen. Danach suchen wir den Abzweig in die kleine Nebenstraße. Einmal verfahren wir uns und dürfen den steilen Anstieg wieder zurück. Nur durch Nachfragen bei den Einheimischen ist die Straße schließlich zu finden, kein einziges Schild zeigt in ihre Richtung. Auf geht's, mitten in dicht bewachsene Berge hinein. 250 m hoch, alles grün mit vielen schönen Ausblicken. Der Verkehr ist sehr überschaubar, wären da nicht die vielen LKW, die irgendwo in den Bergen Schotter abzuholen scheinen. Auch viele VW-Busse fahren augenscheinlich für den Personennahverkehr.
Wir sind umgeben von viel Grün, sauberer Luft und schönen Bergen. Der Schotter rangiert von gut bis schlecht, läßt sich aber meist gut fahren. Etwas später, weitere 150 m höher beginnt plötzlich Asphalt. Laut Karte sollte das eigentlich weiterhin eine Schotterstraße sein, wurde aber anscheinend in den letzten Jahren ausgebaut. So fahren wir die kleine Straße weiter, vorbei an großen Brombeersträuchern, zwei besoffen am Straßenrand liegenden Männern und viel Wald. Eine zweite Chance Beinahe am Ende eines kleinen Dorfes finden wir doch glatt ein Hinweisschild auf das angrenzende Schmetterlingsschutzgebiet. Laut unseren bisherigen Informationen gibt es eigentlich keinen Zugang dorthin. Ein paar Kinder in der Nähe erzählen, daß es durchaus möglich ist, das Gebiet zu besuchen und wollen uns für 50 Pesos hinführen. Wir winken ab, denn 50 Pesos ist als Bezahlung für die Kinder ein reichlich übertriebenes Angebot. Als wir etwas später umdrehen und zurück ins Dorf fahren, soll es nur noch 15 Pesos kosten...
Schnell ist eine Übernachtungsmöglichkeit gefunden, eine Frau erlaubt uns auf ihrem Grundstück zu zelten. Sie lebt mit ihren fünf Stiefkindern zusammen, ihr Mann pilgert gerade zur Basilika nach México Stadt. Die Kinder wollen uns ebenfalls für 50 Pesos zu den Schmetterlingen führen, das scheint hier ein abgesprochener Preis zu sein. Eine Eintrittsgebühr von 30 Pesos kommt allerdings noch hinzu. Wir übernachten hier erst einmal. Wenn morgen früh das Wetter gut ist und im Schutzgebiet die Sonne scheint, werden wir diese einmalige Gelegenheit natürlich nutzen und noch einmal die Monarchen besuchen. Diesmal weitab vom Touristenstrom und laut den Kindern soll es hier wirklich sehr, sehr viele Schmetterlinge geben.
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