Tag 52 Reisebericht México Tag 54
Tag 53
19.2.2002
Summe gefahrene Kilometer 2752,5 km
Wetter: Sonnig mit Wolken, warm
Villa Donato Guerra
 
Fahrzeit: 1h 39min
gefahren
24,3 km
 
gewandert
18 km
 

Um 7 Uhr treibt es uns nach draußen. Das Zelt ist von der hohen Luftfeuchtigkeit wieder klitschnaß, wir hätten es genauso gut mitten in einem Fluß aufschlagen können. Abwischen des Kondenswassers und anschließendes Trocknen dauern eine Weile...


Wanderung in das Schmetterlingsschutzgebiet

Schon wieder sind die vier Jungs da und kleben an uns wie Kletten. Jede Bewegung wird genau beobachtet. Irgendwann läutet die Schulglocke und sie sind verschwunden. Der Berg hängt in leichten Wolken, es könnte oben aber auch sonnig sein. Wir packen unsere Sachen und beschließen in das Schutzgebiet zu wandern. So eine Gelegenheit haben wir nicht so schnell wieder. Fidel, einer der Jungs und seine Schwester Maribel haben die Erlaubnis der Stiefmutter und dürfen mitkommen. So ziehen wir um 9:30 Uhr los.


Wanderung durch dichten Wald
Der Aufseher

Fidel führt uns die gesamte Strecke und wir merken bald, daß wir ohne ihn nicht die geringste Chance gehabt hätten, das Schutzgebiet zu finden. Des öfteren kreuzen viele andere kleine Wanderwege, kein einziges Schild, keine Markierungen, rein gar nichts. Der Weg ist lang und führt ausschließlich durch dichten Wald. Keine Felder oder Häuser wie rund um Angangueo. Kein einziger Tourist, kein Lärm, nur Natur weit und breit. Ein krasser Gegensatz zu vorgestern. Wir laufen schnell. Fidel meint, es sei noch niemand zuvor so schnell oben gewesen.

Nach gut 90 Minuten erreichen wir eine flache Lichtung inmitten der Berge. Schon kurz zuvor flattert uns der eine oder andere Schmetterling um die Nase. Dann treffen wir den Señor wieder, der uns unterwegs mit seinem Pferd überholt hatte. Er ist Aufseher hier oben. Aber kein Haus, kein Zaun, kein Schild, nichts beeinträchtigt die Landschaft. Er führt uns noch einige Meter hinab in ein kleines Tal. Es ist kaum zu glauben, plötzlich stehen wir mittendrin. Sie fliegen tatsächlich - und in welchen Mengen!


Wie von Blüten überzogen
Dicht behangene Äste
Mariposa Monarca
In großen Trauben hängen sie an den Bäumen

Der Wanderweg ist übersät mit Schmetterlingen. Einige große Tannenbäume sind von oben bis unten bedeckt mit schlafenden Monarchen. Die Sonne findet für wenige Minuten durch die recht dichte Wolkendecke und der Sturm bricht los. Plötzlich ist die Luft voll von Schmetterlingen - das müssen wahrlich Millionen sein. Ein wahnsinns Bild. Die aufgewachten Schmetterlinge überziehen die Bäumen mit einem leuchtenden Orange.


Plötzlich fliegen sie los
Zig tausende Schmetterlinge am Himmel

Die Sonne verschwindet und sofort kehrt wieder Ruhe ein, alle Schmetterlinge haben sich einen Platz gesucht. Wir schießen Fotos wie die Weltmeister, dieses Spektakel ist einfach toll. Es ist tatsächlich niemand sonst da, perfekt zum Beobachten des Schauspiels. Die Bäume hängen so voll, daß manchmal die Äste brechen, erzählt uns der Aufseher. Wir können nur ein paar der voll besetzten Bäume sehen, weiter hinten sollen noch viel mehr stehen. Vor Jahren gab es hier viel mehr Schmetterlinge, bis einige Bäume gefällt wurden. Die Bewohner dieser Region halten nichts von dem Schutzgebiet und wollen den Wald roden und dort wohnen und Landwirtschaft betreiben. Wenn die Regierung hier nicht stark aufpasst, wird es vielleicht ein zweites Angangueo...

Bevor wir aufbrechen, kommt noch einmal die Sonne hervor und die Luft flirrt vor lauter Flügelschlägen. Der Himmel voll von bunten Flecken, ein faszinierender Anblick. Auch wir bleiben nicht verschont, an der Hose, am T-Shirt, einer sucht sich sogar einen Landeplatz direkt vor Maze's Auge.


Da wir so viele Bilder geschossen haben und diese außerdem recht groß sind, gibt es noch eine extra Seite: Weitere Bilder der Schmetterlinge

Wir verlassen diesen wunderschönen Platz, möge er weiterhin so einsam und unberührt bleiben. Wieder im Dorf angekommen ist es bereits 3 Uhr, zwei Stunden später als geplant. Weit kommen wir mit den Fahrrädern heute nicht mehr. Die Frau lädt uns noch zu einer Suppe mit Tortillas ein, dann brechen wir auf. Fidel geben wir 30 Pesos, obwohl er auch umsonst mitgekommen wäre, wie er sagt. Doch die Familie kann es gebrauchen und umsonst sollen seine Mühen nicht gewesen sein.

Es wartet eine schöne 400 m Abfahrt, dann etwas auf und ab. Die kleinen Anstiege sind steil. Sehr schöne Landschaft umgibt uns, viele Pinien und andere Nadelbäume. Es sieht teilweise aus wie rund um Berlin, wenn da die Berge nicht wären. Dann geht es 200 m hoch.
Auf weiten Feldern ernten Frauen Bohnen, andere treiben das Vieh zurück in den Stall. Wir durchfahren fruchtbares Farmland, überall herrscht geschäftiges Treiben. Die kleinen Straßen haben wieder mal völlig andere Nummern, als in unseren Karten. Wir kommen aber trotzdem im richtigen Dorf an...


Auf kleinen Nebenstraßen durch Nadelwald
Kurz vor dem Dorf
Kirche von Villa Donato Guerra im Abendrot

 

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