Tag 50 Reisebericht México Tag 52
Tag 51
17.2.2002
Summe gefahrene Kilometer 2678,9 km
Wetter: Früh sonnig, in den Bergen dann stark bewölkt
Ocampo
 
 
gefahren
0 km
 
gewandert
10 km
 

Um 9 Uhr suchen wir im Dorfzentrum einen der Minibusse auf, der zum Bio-Reservat der Monarchen Schmetterlinge fährt. Wir warten auf die Abfahrt, während sich der Bus langsam richtig füllt. Eine Frau hat viele Gepäckstücke zu transportieren, so daß es ganz schön eng wird. Der Bus ist kaum zwei Querstraßen gefahren, da stoppt er wieder und die Frau lädt noch den "Rest" ihrer Kisten und Kartons ein. Wir werden förmlich bis zur Decke zugebaut. Irgendwann wird es uns zu bunt und wir steigen wieder aus, bevor sie noch eine ganze Kuh einlädt. Da nehmen wir lieber den nächsten Bus, der eine halbe Stunde später losfährt. Der ist zwar auch voll, aber wesentlich angenehmer. Die einheimischen Passagiere haben sehr gute Laune, es wird eine Pointe nach der nächsten gerissen.

Etwa eine Stunde dauert es, die 600 m Höhenunterschied auf der engen Straße zurückzulegen. Der Wagen ist nicht mehr ganz fit, könnte jeden Moment auseinanderfallen. Die Abgase kommen nicht wie anzunehmen aus dem Auspuff, sondern steigen vorne beim Fahrer auf. Hier drin stinkt das noch viel mehr, als bei viel Verkehr auf dem Fahrrad. Aber das interessiert niemanden, Hauptsache die Schüssel rollt.


In dichten Trauben hängen die Schmetterlinge an den Bäumen

Santuario de la mariposa Monarca

Angekommen auf 2900 m wandern wir erst durch eine lange Gasse mit kleinen Souvenir- und Imbissläden. Dann beginnt das Schutzgebiet, es folgt eine lange Treppe hinauf bis zu den ersten Bäumen mit Schmetterlingen. Sie hängen alle in großen Trauben wie tot an den Astenden. Sie schlafen gerade und fliegen nur bei viel Sonnenschein. Hier in den Bergen ist heute alles bewölkt, nicht ein Schmetterling fliegt umher.
So laufen wir weiter und suchen den nächsten Schlafplatz der Monarchen. Auch dort ist wieder wenig zu sehen, da sie alle ihre Flügel geschlossen haben und so nur die graue Außenseite sichtbar ist. Ein Anblick wie trockenes Laub. Unterhalb der Bäume bedecken sehr viele tote Schmetterlinge den Boden.


Trockenes Laub?
Tausende Monarchen liegen am Boden

Insgesamt finden wir drei Stellen, wo sich die Monarchen niedergelassen haben. Von Millionen Schmetterlingen kann aber bei Weitem nicht die Rede sein, vielleicht einige Zehntausend. Wir möchten fast behaupten, es sind mehr Menschen als Schmetterlinge hier. Der Wald ist in einen lauten Geräuschpegel getaucht. Schreien und Lachen aus allen Ecken, lautes Tack-Tack-Tack von einem Spielzeug aus zwei Holzkugeln an einer Schnur, welches Kinder aneinander schlagen lassen. Mit Blitzlicht zu fotografieren ist aus nachvollziehbaren Gründen untersagt. Was macht also ein Großteil der Besucher? Klar, Blitzen bis zum baldigen Batterietod. Die Aufseher interessiert das nicht, weil es wohl eh schon aussichtslos scheint.
Wir trauen unseren Augen kaum, als unweit der schlafenden Schmetterlinge, hinter dem abgezäunten Weg, eine Wiese von den Einheimischen zum lautstarken Fußballspielen genutzt wird. Auch etliche Fahrzeuge stehen hier oben auf der Lichtung. Ein sehr merkwürdiges Schutzgebiet, in dem wir uns befinden.


Blick auf das Schutzgebiet - Auf der Lichtung wird Fußball gespielt

Um nicht ganz umsonst hergekommen zu sein, wandern wir den immer kleiner werdenden Weg einfach höher, bis irgendwann keiner mehr außer uns da ist. Durch dichten Wald bis auf 3600 m, kurz unterhalb des Berggipfels. Von hier oben haben wir eine schöne Aussicht rund um 270°, wenn auch durch die vielen Wolken sehr getrübt. Jetzt können wir uns ein Bild von diesem "Bio-Reservat" machen. Der Großteil der Bäume im Reservat ist gerodet und Landwirtschaft wird betrieben. Von unten nicht zu sehen, ringsum mehr Häuser und kleine Dörfer als uns das irgendwo anders aufgefallen wäre. Unglaublich.
Auf dem Rückweg verschwindet der Berg hinter uns in einer dichten Wolke.


Unterhalb des Gipfels auf 3600 m
Schöne Pflanze

Die Anzahl der Monarchen ist tatsächlich stark zurückgegangen, erzählt uns ein Aufseher. Vor Jahren waren es noch sehr viel mehr. Woran das liegt, ist wohl nicht weiter rätselhaft, bei dem was wir hier mitbekommen haben. Von den wenig verbliebenen Schmetterlingen sind vor einigen Tagen auch noch viele gestorben, weil das Wetter ungewöhnlich kalt war. Es war die kalte Luft, die im Norden Méxicos kurz nach unserer Durchfahrt für Schnee und viel Eis gesorgt hatte, wie wir in den Nachrichten sahen. (siehe auch Meldung vom WWF: Severe Monarch Butterfly Mortality due to Cold Storm)

Bleibt nur zu hoffen, daß die wenigen anderen Überwinterungsgebiete der Monarchen weiterhin für Menschen unzugänglich bleiben, um ihr Überleben zu sichern. Für uns ist offensichtlich, daß dieses Gebiet um Ejido el Rosario in wenigen Jahren wohl keine Attraktion mehr sein wird. Enttäuscht treten wir den Rückweg an.


Ausblick über das Bio-Reservat

Abends bleibt die Frage zu klären, welche Route für die verbleibenden Tage die beste wäre. Eigentlich war Toluca als Ziel geplant, doch die MEX15 ist viel zu gefährlich. Alternativen gibt es wenige, nur die MEX15d Cuota, aber dazu müssten wir wieder zurück nach Norden und so interessant ist diese Stecke auch wieder nicht. Letztendlich fällt die Entscheidung für einen Schleichweg auf kleinen Nebenstraßen südlich von Zitacuaro.

 

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