Das Außenzelt ist von beiden Seiten total naß. Was auf früheren Reisen normal war, ist in México Premiere. Auch die restliche Ausrüstung und die Fahrräder hat der Morgentau bis in den letzten Winkel durchnässt.
Nach wenigen Kilometern ist Luisas Hinterrad platt. Diesmal hat sich ein Glassplitter durch den Mantel gedrückt. Eigentlich kein Wunder, die Straße ist an den Seiten nur so übersät mit Scherben, manchmal ist gar kein Ende des Glasteppichs abzusehen. Ab der Kreuzung fahren wir die MEX37 weiter. Sie ist weniger befahren, aber der Verkehr dennoch zuviel. Es gibt keinen Zentimeter Seitenstreifen mehr. Wir beobachten viele riskante Überholmanöver, meist riskant für uns. Später kommen uns noch zwei Trucks mit voller Geschwindigkeit entgegen - nix wie runter von der Straße! Lebensgefährliche Strecke Maze senkt beim Fahren kurz den Kopf, schaut wieder hoch und sieht direkt vor sich einen Bus. Sekundenbruchteile später rast er wenige Millimeter an ihm vorbei - Rechts kein Platz mehr, links der Bus, in diesem Moment hilft nur mit aller Kraft geradeaus zu lenken, um nicht umzukippen. Die richtige Entscheidung, es geht nochmal gut. Auch ein LKW will uns platt fahren. Jetzt reichts! [zensierter Tagebucheintrag] Mögen die Fahrer einen qualvollen Tod am Straßenrand erleiden. Wir sind stinksauer. Für was halten die Verkehrsteilnehmer sich hier eigentlich? Zu ihrem eigenen Glück hat keiner dieser Fahrer angehalten. In der aufgestauten Wut wäre vielleicht ein Unglück passiert.
Wir haben 400 m an Höhe gewonnen, fahren 60 m runter, weitere 160 m hoch, danach wird es hügelig. Wir kürzen die Strecke durch eine Schotterstraße ab. In der Karte ist diese fälschlich als Hauptroute eingezeichnet. Die richtige Straße geht hoch zum Ort Cherán, den lassen wir aus. Der unscheinbare Weg ist gefunden, ein alter Mann zeigt uns die weitere Route. Wir sollen dem Trampelpfad folgen. Nach einiger Zeit zweifeln wir an der Richtigkeit seiner Information. Ein anderer Mann kommt uns entgegen und weist den richtigen Weg. Aber der Aufwand lohnt, sparen wir doch 10 km von der tödlichen MEX37.
Die Schotterstraße führt uns durch einige völlig zugemüllte Landstriche. Ein Fluß ist mit Abfall aus dem naheliegenden Dorf komplett zugeschüttet. Aber wen kümmert schon der Fluß, denn hinter dem Dorf braucht natürlich niemand mehr sein Wasser. Es sieht einfach nur grausam aus, was hier getrieben wird. Wie kann man das nur verantworten? Die letzten Kilometer auf der MEX37 können wir etwas entspannter zurücklegen, denn auf dem umgangenen Stück hält eine Baustelle die Fahrzeuge zurück und läßt sie nur gesammelt in Konvois wieder los. Während diese dann vorbei ziehen, warten wir einfach an der Seite.
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