Bei einem roten Sonnenaufgang stehen wir auf. Bevor es wieder auf die Straße geht, gibt der Ladenbesitzer Auskunft über die folgende Strecke. Gleich hinter dem Dorf soll es anders werden, "sehr flach - nicht so wie zuvor". Diese Antwort hätte uns zu denken geben sollen.
Um 8:30 Uhr lassen wir das Dorf hinter uns und fahren zunächst langsam einen langgestreckten Hügel hinauf. Die vielleicht 10 km bringen uns 100 m höher. Wieder nur ein stetiges Rauf und Runter, jeder Hügel wird ein wenig höher. Auf 1800 m dann schließlich viele Hügel ohne nennenswerte Tendenz. Aber anschließend geht es weiter wellenförmig doch noch höher, welch Abwechslung. Weitere 10 km später finden wir uns auf über 1900 m wieder. Auf diesem Niveau bleiben wir für den Rest des Tages.
Stachlige Gegend Von flach kann allerdings nicht die Rede sein, so wie der nette Señor heute früh meinte. Es folgt einem Hügel der nächste, kein Stückchen verläuft gerade. Die Sonne brennt heiß und zu allem Überfluß kommt der Wind auch noch von vorne. Wir kommen schwer voran.
Unterwegs merkt Luisa, daß ihre Fahrradhandschuhe weg sind. Das muß wohl während der letzten Pause passiert sein. Also Gepäck runter vom Rad und Maze fährt die Strecke zurück. Nach einigen Kilometern liegen die Handschuhe noch unversehrt auf der Straße. Dann zum dritten Mal über die selben Hügel zurück. Die Aktion kostet 10 km extra.
Der Straßenbelag der MEX45 ist sehr schlecht geworden. Total wellig, aufgerissen und kaputt. Ein ständiges Geholper und Klappern der Radtaschen. Das geht ganz schön aufs Gesäß. Wir machen Halt in La Resolana und wollen eigentlich etwas kaufen, doch der Ort entpuppt sich als eine Ansammlung von drei Häusern. Der Laden mehr als dürftig, es gibt Kartoffelchips und ein paar Getränke. Wir bestellen daher das Essen des Hauses, die Auswahl fällt nicht schwer, denn es gibt nichts anderes. Auf Nachfrage können wir auch unseren Wasservorrat auffüllen. Das nächste Dorf liegt über 30 km entfernt von hier, dazwischen nur die Halbwüste. Es ist schon 15 Uhr und wir müssen uns beeilen, schließlich sind die Tage im Winter kurz.
Vor dem Laden wartet Luisas Fahrrad mit einem platten Hinterrad, das kommt ja gerade recht. Bei der Reparatur ziehen wir einen starken, abgebrochenen Stachel aus dem Mantel. Wohl von dem großen Baum vor dem Haus, unter dem wir durchgefahren sind. Vorsichtshalber prüfen wir den gesamten Mantel auf weitere Dornen und werden noch weitere dreimal fündig. Dazu auch ein Stück Glas, kein Wunder bei der Menge an Scherben auf Méxicos Straßen. Nachdem das Zelt steht, zerlegen wir bei der Gelegenheit auch gleich den Kocher komplett, denn er ist inzwischen reichlich dreckig und die Flamme nicht mehr sauber. Wir sind sehr vorsichtig, als wir abends noch einmal im Busch verschwinden. An der Hintertür des Hauses hängen zwei ausgetrocknete Klapperschlangen...
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