Um 6:20 Uhr stehen wir auf, zwei Stunden später sitzen wir auf den Fahrrädern. Auf dem Weg aus Hermosillo heraus nehmen wir die falsche Straße und dürfen einen Umweg von vielleicht 5 km fahren. Ein vorbeikommender Rennradfahrer weist uns den richtigen Weg. Gar nicht so einfach, denn Schilder sind rar oder fehlen gänzlich. Ein Gefägnistrakt zieht rechts an uns vorbei. Es scheint gerade Besuchszeit zu sein, vor dem Eingang hat sich eine lange Schlange gebildet. Das Areal muß riesig sein, die gut sieben Meter hohe Mauer mit unzähligen Türmen nimmt kein Ende. Der Blick am doch noch kommenden Ende der Mauer läßt auch die Größe nach hinten erahnen. Mehr Kriminelle als die Stadt Einwohner hat?
Raus aus der Stadt Um die Stadt herum begleitet uns erst noch viel Verkehr, nach dem Abbiegen auf die gesuchte MEX16 wird es deutlich weniger. Früh ist es erst noch frisch, die Sonne heizt die Landschaft jedoch jede Stunde weiter auf. Die Straße verengt sich von zwei auf eine Spur pro Richtung. Irgendwann verschwindet auch der kleine Seitenstreifen ganz.
Auf der ebenen Strecke fahren wir Richtung Osten auf die Berge zu. Der erste kleine Hügel hebt die Straße in die Höhe. Luisa streikt. Das sei viel zu hoch, zu steil sowieso. Schließlich fahren wir doch weiter und kommen oben an. Nur wenige Meter hoch, doch ein grandioser Ausblick auf die kommenden richtigen Berge wird frei.
Die Landschaft ist mit Büschen und kleinen Bäumen recht dicht bewachsen. Überall an der Straße Farmen, daher zieht sich auch der Zaun links und rechts ohne Ende dahin. Wir überqueren die Ausläufer von zwei Bergketten, zum Glück an einer sehr flachen Stelle. Das reicht erst mal, um sich wieder an das schwer beladene Reiserad zu gewöhnen. Das Lenken geht schwer, der Drahtesel reagiert nur mit Widerwillen, dann aber mit viel Nachdruck. Bis etwa 13 Uhr sind die Temperaturen noch angenehm, danach brennt die Sonne sehr stark. Es ist kein Wölkchen am knallblauen Himmel auszumachen. Gold! Wir erreichen den Ort La Colorada, wo noch heute Gold in den Bergen gefördert wird. Schon von weitem ist ein Berg mit Treppenstruktur zu sehen - nein, kein Berg, es ist eine Abraumhalde von den Minen. Im Ort fragen wir eine Frau nach einem Platz zum Aufschlagen des Zeltes und prompt dürfen wir neben ihrem Haus bleiben. Wir sitzen noch eine Weile im Geschäft der Familie. Sie kaufen gebrauchte Kleidung und Elektrogeräte in Phoenix / USA ein, um sie hier wieder zu verkaufen.
Nach längerem Gespräch gehen wir zum Essen in eine Taqueria. Als wir zurückkommen, hat sich inzwischen der Großteil der Familie eingefunden und so plaudern wir noch einige Zeit. Sie warnen uns vor dem Gebiet nach dem Ort Tecoripa, dort soll es sehr gefährlich sein. Egal ob Tag oder Nacht werden die vorfahrenden Autos überfallen. Was erst mit dem Fahrrad? Ganz Chihuahua soll im übrigen ein gefährliches Pflaster sein. Worauf haben wir uns da nur eingelassen...
Umplanung Abends suchen wir in den Karten nach einer alternativen Strecke. Der einzigste Weg nach Osten ist die MEX16, es gibt keinen anderen Weg. So überlegen wir, ab Tecoripa auf einer kleinen Nebenstraße nach Süden zu fahren. Zurück zur Küste, nach Obregon Stadt. Dann könnten wir den Zug ab Los Mochis ins Inland nehmen, so wie es die meisten anderen Radreisenden machen. Unser Leben wollten wir eigentlich nicht auf der Strecke lassen.
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