Nachts ist die Luft kühl, aber die Schlafsäcke halten uns schön warm. Auch der kalte Steinboden hat dank Isomatte keine Auswirkungen. Gegen 6 Uhr stehen wir als erste im Haus auf. Kurz darauf ist auch die Familie auf den Beinen und bietet uns einen Kaffee an. Nach weiterer Unterhaltung laden sie uns tatsächlich noch zum Frühstück ein, Tortillas nach Sonora-Art, also unglaublich groß und dünn. Dazu Bohnen und Hackfleisch. Schmeckt sehr gut. Jetzt schenken sie uns noch einige der Tortillas für unterwegs, was für eine Gastfreundschaft. Die Gesprächsthemen gehen nicht so schnell aus und so sind wir erst wieder kurz vor 9 Uhr auf der Straße.
Schneebälle an den Bäumen Eine Baumart ist regelmäßig, aber immer nur allein stehend zu sehen. Ein solcher Baum sieht wie abgestorben aus, trägt aber an den Astenden kleine weiße Blüten. Vor dem tiefblauen Himmel sieht das toll aus. Eine andere Art, genauso spärlich in der Landschaft verteilt, trägt außer so etwas wie Früchte in Avocadoform nichts. In dieser trockenen Gegend möchte man glatt so eine Frucht probieren. Doch wie sich später in größeren Höhen herausstellt, ist dies nur eine Art Wollknäul. Die Hülse platzt auf und anschließend trägt der Baum einen weiß leuchtenden Schneeball.
Halbwüste Auch heute wieder einfach tolle Landschaft. Alles ist sehr trocken, kein Fluß, kein Bächlein, nur Sand. Trotzdem wachsen viele Büsche und Gräser. Die Berge rücken näher, das Auf und Ab nimmt langsam zu. Eine lange, unauffällig flache Steigung bremst uns aus. Die Sonne tut ihr übriges. Nach fast 10 km geht es wieder genauso abwärts, kurz bis vor Tecoripa. Wir können den Ort schon sehen, er ist auf gleicher Höhe wie wir und leuchtet uns mit sattem Grün wie eine Oase entgegen. Doch die Straße verschwindet noch dreimal steil nach unten, um dann wieder im gleichen Maße anzusteigen. Zum Glück nur kleine Hügel.
Wieder nix mit zelten Im Dorf fragt Luisa in einem Gasthaus nach einer Zeltmöglichkeit. Ein Mann vermietet zwar Zimmer, doch uns möchte er nichts anbieten. Also weiter, erstmal im Dorfladen etwas einkaufen. Und es dauert keine drei Minuten, da spricht uns José Ramon an, er ist Doktor in Hermosillo. Er ist sehr freundlich und wir unterhalten uns, während die Zuhörer immer mehr werden und sich der Dorfplatz füllt. Es dauert wieder nicht lange und er lädt uns ein, in dem leerstehenden Haus seines Sohnes zu übernachten. Wir haben vielleicht ein Glück! Für hiesige Verhältnisse wieder ein schönes Haus. Alles ist vorhanden, Küche, zwei Schlafzimmer, sogar eine Dusche mit warmem Wasser - Luxus pur. Nach einer Dusche folgen wir der Einladung von José Ramon. Es gibt Tamales, gedünsteter Maisteig in getrocktneten Maisblättern, davor noch Pozole, eine Suppe. Die Tamales schmecken einfach lecker. Das Haus ist von der gesamten Verwandschaft gut gefüllt. Kein Wunder, denn heute ist Silvester! So lernen wir gleich die mexikanischen Bräuche an diesem Tag kennen. Nach 21 Uhr verabschieden wir uns aber schon, denn wir müssen morgen wieder früh raus. Die Gastfreundschaft erstaunt uns nochmals: Morgen früh haben wir eine Einladung zum Frühstück. Muchas gracias!
Doch keine Umplanung Die Einheimischen machen uns die Entscheidung, die geplante Strecke weiterzufahren, leichter. Es sei gar nicht so gefährlich, solange wir nicht nach Einbruch der Dämmerung auf der Straße blieben. Auch auf der Strecke zu zelten empfehlen sie uns nicht, es sei besser, in den Dörfern bei Familien unterzukommen. So lassen wir den gestrigen Plan, zur Küste zurück zu fahren, wieder fallen. Die Reise geht weiter wie geplant!
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