Früh gibt es tatsächlich keine Mücken, und so können wir in Ruhe essen. Leider ist es nicht möglich, an diesem wunderschönem See eine weitere Nacht zu verbringen, denn die Essenvorräte neigen sich dem Ende zu. Außer zwei Scheiben Toastbrot bleibt nicht mehr viel, wenn man mal die Notnahrung und die Müsliriegel nicht mitrechnet. Also noch ein paar Abschiedsphotos und weiter des Weges.
Die Berge ringsherum flachen ab, und so ist die Fahrt heute ziemlich locker. Am östlichen Horizont können wir die Ausläufer der Horseranch Range erblicken. Später ragen die altbekannten Cassiar Mountains im Süden auf. Das Wetter ist super, ständig nur Sonne. Dieser Tag ist wie ausgesucht, um kurz vor dem Campground an der Junction mit dem Alaska Highway ins Yukon Territory hineinzufahren. Wir sind heute somit das erste Mal im Yukon und verlassen die Provinz Britsh Columbia. Der Yukon - was für ein Gefühl! Und unweigerlich müssen wir an all die Abenteurer denken, die vor noch gar nicht allzulanger Zeit von weit her in die Goldfelder zogen, um hier ihr Glück zu suchen. 1897 ist das Jahr, wo alles begann und eine Handvoll Männer im Klondike Gold fanden. Doch die Gedanken werden abrupt unterbrochen, als es am Bein zwickt und schon reichlich blutet. Was war den das? Eine Mördermücke oder vielleicht nur ein hochgeschleuderter Stein? Die Antwort folgt prompt: Mehrere kräftige Käfer haben es auf uns abgesehen. Sie landen während der Fahrt auf der Haut und beißen ein richtiges Loch, das sofort anfängt zu bluten. Jetzt langt's aber! Unter all den blutsaugenden Tieren ist das bislang das finsterste, was uns jemals untergekommen ist. Ein fleischfressender Käfer! Der Kampf geht auf dem Campground noch weiter und es zeigt sich, daß die Natur ganze Arbeit geleistet hat. Selbst nach einem kräftigen Schlag auf den Käfer fliegt dieser unbeeindruckt einfach weiter, als sei nichts gewesen. Sollte diese Kampfkäferart ab jetzt etwa zusammen mit den Mücken, Blackflies, Bremsen und anderen Viechern unsere ständige Begleitung werden? Ein grausamer Gedanke. Doch dies ist zum Glück der einzigste Tag mit dieser Art Bekanntschaft.
Der Campground an der Junction ist nicht besonders für Zelte geeignet, doch wenigstens gibt es hier einen Tisch und sauberes Wasser. Die Duschen allerdings könnten etwas Pflege gebrauchen... Das Zelt haben wir weitab von Wohnmobilen und Autos plaziert, aber Abends trifft uns fast der Schlag. Auf einmal haben sich rund ein dutzend Camper um unsere bescheidene Behausung niedergelassen und kreisen sie komplett ein. Tolle Aussicht, überall weiße Wände.
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