Morgens ist es bewölkt und wir fahren bei Regen im vollen GoreTex-Outfit los. Erst nach Arrowtown, danach auf die Cardrona Range Road, höchste Paßstraße Neuseelands. Gleich hinter Arrowtown geht die erste Etappe hart zur Sache. Von ca. 350 m zieht sich die Asphaltstraße in engen Serpentinen auf 600 m hoch. Schon nach wenigen Metern entledigen wir uns unserer Regenkleidung und fahren in kurzen Sachen weiter, obwohl es kühl ist und nieselt. Aber bei der Anstrengung ist es einfach nicht anders auszuhalten. Aus einem vorbeifahrenden Pickup werden wir angespornt. Auf dem folgenden, weniger steilen Stück Straße bis auf 700 m Höhe schonen wir die Kräfte. Aber dann geht es auf Gravelroad weiter. Die Straße ist so steil, daß der kleinste Gang gerade noch tretbar ist. Aber selbst dann nur sehr langsam unter gewaltigem Kraftaufwand bei jedem Pedaltritt. Ein Blick auf den Tacho bestätigt: Wir haben einen neuen Geschwindigkeits-Minimum-Rekord aufgestellt, stellenweise nur mit 3,8 km/h den Berg hinauf. Aber absteigen und schieben ist nicht - auch wenn die Pedale bricht. Alles ist in dichte Wolken gehüllt und ab und zu zieht ein Schauer vorbei. Endlich am Paß auf 1100 m angekommen regnet es mal nicht. Nach einer kurzen Pause wenden wir uns dem Downhill auf der anderen Seite zu. Auf dem Weg nach unten müssen wir einige Zwangspausen einlegen, um immer wieder die Bremsen und Felgen abkühlen zu lassen. Auf dem Downhill begegnet uns das erste Mal eine große Schafsherde, die von einem halben Dutzend Schäfern und nochmal sovielen Hunden vorangetrieben wird. Sie überqueren recht zügig die Straße und es geht weiter die Schotterpiste bergab. Das wäre beinahe unsere letzte Abfahrt geworden, denn ein Jeep kommt verdammt schnell auf unserer Spur entgegengerast. Und das auf einem geraden und gut zu überblickenden Abschnitt. Daß das Absicht war, bestätigt sich als der Geisteskranke ein zweites Mal an uns vorüberbrettert. Zum Glück gibt es ja den Seitengraben. Nur schade, daß sich bislang kein Autofahrer getraut hat, mal stehenzubleiben... Irgendwann fängt der Asphalt wieder an und es geht noch eine ganze Weile geradeaus, bis wir Wanaka erreichen und dort im Purple Cow Backpackers unterkommen. Auch abends hängen die Wolken weiterhin tief in der Landschaft.
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