6:30 Uhr, es ist noch dunkel und kalt. Hinter den Bergen wird es langsam heller. Schnell schmeißen wir den Kocher an und trinken eine heiße Schokolade, während die Sonne aufgeht und uns wärmt. Auch heute ist der Himmel wieder ohne jede Wolke.
Ein Stück mit dem Bus Die Entscheidung für den Bus ist gefallen. Für den steilsten Teil der Strecke sind wir noch nicht fit genug, zumal es heute wieder heiß werden wird. Wir packen die Ausrüstung zusammen und fahren noch ein paar Kilometer zum Yaqui Fluß. Kurz dahinter warten wir anschließend auf den Bus. Etwa 10 Minuten später kommt er und hält auf unser Handzeichen an. Pro Nase kostet es 70 Pesos, die Fahrräder sind inclusive. Schnell nehmen wir alle Taschen ab, denn der Laderaum ist sehr eng. Die bikes werden übereinander gelegt, wenn das mal gutgeht.
Berge bis zum Horizont Im Bus selbst ist noch genug Platz, nur das erste Drittel ist voll. In eine Sitzreihe hat jemand gekotzt, wieso saubermachen, tritt sich eh fest. Es ruckelt und poltert, doch der Bus dritter Klasse rauscht recht flott die Berge hinauf. Wir haben die höchste Stelle erreicht, die gestern von unserem Zeltplatz aus zu sehen war. Wir sind gespannt auf das, was jetzt wohl kommen mag. Geht es tatsächlich noch viel höher? Und es kommt dicker als je angenommen. Das sind keine normalen Berge, wie wir sie bislang kannten. Es ist schwer, das zu beschreiben. Es geht bergauf auf die höchste sichbare Bergkette. Oben angekommen, windet sich die Straße nicht etwa wieder runter, nur ein kleines Stück vielleicht, dann geht es aber nochmals hinauf auf einen dahinter liegenden Berg. Dieser ist größer als der vorige, doch hinter diesem liegt ein noch höherer. So passieren wir etwa sieben steile, lange Anstiege - die kurzen nicht mitgezählt. Das hätten wir tatsächlich selbst mit bester Kondition am Ende der Reise nur mit größten Mühen geschafft, wenn überhaupt. Zwischen den auf der Strecke liegenden zwei Dörfern zu zelten ist schwer möglich. Alles dicht bewachsen, hügeliger Untergrund und wenn mal ein kleines Stück flach ist, so ist es eingezäunt. Kein Wasser weit und breit, heiße Sonne tagsüber, kalte Nächte. Zudem das Sicherheitsrisiko, das wir lange noch nicht vergessen haben. Die Tage sind kurz, gegen 17 Uhr dämmert es bereits und ein sicherer Platz sollte gefunden sein. Das Hochland Der Bus windet sich um einen weiteren Berg, die Landschaft wird flacher, die Berge fließen ineinander über. Wir sind am Rande des Hochlandes, das sich durch den gesamten mexikanischen Norden bis hinunter nach México Stadt erstreckt. Die Berge gleichen wieder Hügeln, doch jetzt wissen wir, was sich dahinter verbergen kann. Kein Geld mehr Im Dorf gibt es keine Bank, wie wir während der Planung angenommen hatten. Auf der gesamten Strecke seit Hermosillo gab es keine Banken und nun reicht unser Geld gerade noch für etwas Essen. Wir stecken mitten in der Sierra Madre fest und die nächste Stadt liegt jeweils 300 km nach Westen oder Osten. Was nun? Luisa hat die rettende Idee, dass uns ihr Bruder per Telegraf etwas Geld senden könnte. Also rufen wir in México Stadt an und geben unseren Standort durch.
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