Teil 8 von 13 |
Vorerst wird es für uns aber einmal anstrengend. Aggressive Kinder machen uns das Leben schwer. Aus Enttäuschung und Wut darüber, dass sie von uns keine Almosen bekommen, bewerfen sie uns mit Steinen. Vorbei sind die netten, unvoreingenommenen Begegnungen mit den Einheimischen, wie wir sie während den ersten zwei Etappen erleben durften. Hier wollen sie vor allem Geld oder wenigstens Zigaretten und Kugelschreiber. Ich bin deprimiert. Der Einfluss des indiskutablen Verhaltens vieler Touristen ist hier ganz deutlich zu spüren.
Die Fahrt auf den 4980 Meter hohen Pass Kamba La bringt uns von der "Tieflage" Lhasas (3500 m) wieder auf unser "gewohntes" Level. Die Schotterpiste ist in einem guten Zustand, die Steigung mäßig. Schließlich sollen ja vor allem die schwer beladenen Trucks diese Hürde schaffen. So erreichen wir nach 6 Stunden und 1200 Höhenmeter den Pass. Von dort genießen wir die traumhafte Aussicht auf den Yamdrok Tso. Der See habe die Form eines Skorpions, sagen die Tibeter. Für eine Umrundung zu Fuß benötigt man 7 Tage.
"Beautiful middlebeauty restaurant" lese ich in der ersten Stadt, die wir erreichen. Ja, hier wird Englisch verstanden. Auch die Preise verraten, dass hier viele Touristen einen Stopp einlegen. Hier verlassen wir die Hauptstrasse und besuchen das abseits auf einem Hügel gelegene Samding-Kloster. Radler kommen hier wohl nicht oft vorbei. Wir dürfen innerhalb des Klosterareals kampieren, die freundlichen Mönche graben sogar einen Abflusskanal um unser Zelt. Sie wissen warum. In der Nacht schüttet es stundenlang.
Als Entschädigung ist der Morgen dafür klar und sonnig. Schneebedeckte Bergketten, der Yamdrok See im Morgenlicht, Rauch aus den Dächern der kleinen Häusergruppen unten im Tal. Eine alte Tibeterin umrundet schon in aller Früh das Kloster und setzt die kleinen Gebetsmühlen in Bewegung, die den Weg säumen. Nach einer Extraführung durch das kleine Kloster begeben wir uns wieder auf die Piste.
Nach dem Karo La (5020 m) biegen wir wieder ab - diesmal zum Ralung Kloster. Die alten Gebäude sind total zerstört, an einer neuen Anlage nebenan wird gerade eifrig gebaut. Einer der 30 Mönche spricht sogar Englisch. Es macht ihnen Spaß uns einige tibetische Wörter beizubringen. Dazu gibt's Tsampa und Tee. Die Nacht im Zelt ist sehr kalt und feucht. Draußen bellen sich einige Hunde die Seele aus dem Leib. Solche Nächte dauern eine Ewigkeit.
Lebens- und farbenfroh: Tibetanerin |
Autor: Ulrich Sertl | ||
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Ulrich Sertl für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auf seiner Homepage pedalglobal.net findet ihr unter anderem weitere Informationen über Tibet. |
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