Teil 7 von 13

Nach ausgiebigem Schlaf schlendern wir in den ersten Tagen gemütlich durch das Barkhor-Viertel, der tibetischen Altstadt, lassen uns mit köstlichen Momos - gekochte Teigtaschen mit Füllung -, Yakburgern oder mit dem unter Travellern legendären und heissgeliebten Käsekuchen verwöhnen.

Wir besuchen selbstverständlich den Potala und das Zentrum des Buddhismus - den Jokhang Tempel, den wichtigsten und bedeutendsten Gebetsort, das spirituelle Herz von Tibet. Der Platz vor seinem Eingang ist voll von betenden Pilgern. Indem sie sich immer und immer wieder zu Boden werfen und diesen mit der Stirn berühren, erweisen sie den Göttern tiefe Ehrfurcht. Im Steinboden haben sich im Laufe der Zeit tiefe Mulden gebildet. Er glänzt wie poliert. Viele gläubige Tibeter nehmen es mindestens einmal in ihrem Leben auf sich, unter großen Mühen nach Lhasa zu pilgern - auch ganz alte Menschen.
Es ist für mich beeindruckend, an ihren Gesichtern zu erkennen, welch Wichtigkeit und Freude diesen Menschen diese Reise bedeutet. Im Inneren des Tempels lauschen wir dem Abendgebet. Monotoner, rhythmischer immer wiederkehrender Sprechgesang lassen in dem dunklen Raum eine ganz eigene Atmosphäre aufkommen.

Die letzten E-Mails und Ansichtskarten sind geschrieben, die postlagernden Briefe abgeholt, die Fahrräder auf Vordermann gebracht, die Lebensmittelvorräte wieder aufgefüllt, vor allem Geist und Körper sind wieder gestärkt und voll ungeduldigem Tatendrang, neue Abenteuer zu bestehen. Nach über einer Woche Aufenthalt starten wir zum letzten Teil der Tour. Der Weg führt vorerst auf der besten Strasse Tibets Richtung Shigatse, der zweitgrößten Stadt dieser Provinz. Es ist dies die Verbindung zum 90 km entfernten Flughafen der Hauptstadt, das Glück währt also nur kurz.
Wir radeln allerdings nicht den kürzesten Weg, sondern nehmen die Südroute des Friendship Highways, wie diese wichtige Verbindung zwischen Lhasa und Kathmandu genannt wird. Diese führt über den Yamdrok Tso, einem heiligen See der Tibeter, nach Gyantse und erst in Shigatse treffen wir wieder auf die Hauptroute. Ich freue mich sehr, wieder "on the road" zu sein.