Teil 4 von 13 |
Wenige Kilometer nach Golmud beginnt die Straße zu steigen. Drei Tage sind wir bis zum Kunlun La (La bedeutet auf tibetisch Pass) auf 4850 m unterwegs, der uns endgültig auf das tibetanische Hochplateau bringt. Eine spärliche Grasdecke überzieht das Land, unwirtlich kaltes, windiges Wetter läßt erahnen, wie es hier in der kalten Jahreszeit zugehen muss. Wir sind jetzt schließlich im Hochsommer unterwegs. Auf den nächsten 1100 km bis nach Lhasa werden wir uns nie unter 4600 Metern aufhalten, acht Pässe erwarten uns bis dahin.
Die Landschaft wird von riesigen Grasflächen, vereinzelten Nomadenzelten, Yak- und Schafherden, schnurgerader Straße und vor allem von unendlichen Weiten bestimmt. Der Horizont wird von Bergketten begrenzt, die es zu überqueren gilt um dann wieder bis zum nächsten Kamm über das weite Hochplateau zu radeln. Die Menschen, die wir treffen - Nomaden und Straßenarbeiter - sind sehr freundlich. Wir bekommen heißen Tee und Fladenbrot. In den Nächten werden wir mitunter von bedrohlichen Sandstürmen, Gewittern oder eisigen Winden und Temperaturen heimgesucht. Morgens beim Packen reiße ich mir aufgrund der Kälte die Hände blutig. Handschuhe, Gesichtsmaske, Fleecepullover, Windjacke, mein gesamtes Aufgebot muss ich einsetzen, um den unwirtlichen Bedingungen erfolgreich zu trotzen.
Als ich mich einem Bauernhaus nähere, sehe ich aus dem rechten Augenwinkel einen kläffenden Hund auf mich zu rennen. Ich springe vom Rad, verschanze mich dahinter, brülle ihn an. Da dieser aber kein Wienerisch zu verstehen scheint, wechselt er mit bleckenden Zähnen die Straßenseite und versucht mich an meiner ungeschützten Seite anzugreifen. Mit aller Kraft wuchte ich das Rad wieder schützend vor mich. Ich bücke mich und werfe dem Biest einen imaginären Stein entgegen. Das scheint ihn etwas zu irritieren. Aber erst ein Hirte erlöst mich von dem Ungeheuer. Mein Puls rast, ich atme durch.
Über aggressive Hunde habe ich einiges gelesen und hatte großen Respekt vor ihnen. Im Laufe der Zeit wird deren Abwehr allerdings zur Routine, die Hirtenhunde sind spätestens mit ein paar Steinwürfen in die Flucht geschlagen.
Wo Himmel und Erde sich treffen - tibetanisches Hochplateau |
Ein Schäfer |
Wilder Westen mitten in China - Tankstelle |
Uigurischer LKW-Fahrer am Hochplateau |
Autor: Ulrich Sertl | ||
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Ulrich Sertl für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auf seiner Homepage pedalglobal.net findet ihr unter anderem weitere Informationen über Tibet. |
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