Reisebericht Tibet
Radabenteuer extrem am Dach der Welt

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Am nächsten Morgen sind Zelt und Rad mit einer Eisschicht überzogen. Das Tal des Klosters liegt noch ganz im Dunkeln. Der höchste Berg der Welt jedoch erstrahlt bereits im ersten Sonnenlicht. Die tiefstehende Sonne zeichnet deutliche Konturen auf die Nordseite des Bergmassivs. Mit zunehmendem Tageslicht wird das Weiß des ewigen Eises immer strahlender, der blaue Himmel dahinter immer intensiver. Zusammen mit den grasenden Yaks, den Dächern des buddhistischen Klosters und den Gebetsfahnen im Vordergrund entsteht eine fantastische Kulisse.

Mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Trampern erreiche ich mittags das Everest Base Camp, ein paar Kilometer oberhalb des Klosters. Das Basislager besteht lediglich aus einem festen Quartier der Bergrettung, aus Zeltplätzen und einer steinernen Tafel mit dem schlichten Hinweis "Mt. Qomolangma Base Camp 5200 meters". Kaum zu glauben dass hier zahlreiche große Expeditionen ihren Anfang nahmen.

Wir treffen auf eine spanische Bergsteigertruppe, die sich gerade auf die Besteigung des Cho Oyu (8153 m) vorbereitet. Ihr Ausrüstungsmaterial ist mit einem LKW hierher transportiert worden, ein paar Tage bleiben sie im Lager um sich zu akklimatisieren, dann beginnt ihr beschwerlicher Aufstieg zum Gipfel. Von den freundlichen Köchen wird uns wärmender Tee serviert. Zu Fuß geht es dann weiter zum Rongbuk-Gletscher: Ein breites, gigantisches Eisband zieht sich kilometerlang ins Tal hinein. Beim Wandern werden mir die riesigen Dimensionen dieser Bergwelt noch deutlicher bewusst. Wir gehen einige Stunden, kommen aber dem Berg kaum näher. Auf 5400 Metern gibt es Lunch vor einer spektakulären Kulisse, dann geht's wieder zurück zum "Campingplatz" beim Kloster.

Im einzigen "Gasthaus" weit und breit sitzen abends die wenigen Traveller in der warmen Stube zusammen und berichten einander von den Erlebnissen und Abenteuern ihrer Reisen. Nach vielen Radkilometern in der Einsamkeit tut das sehr gut. Es werden Momos (gefüllte Teigtaschen), Eierreis und Chapatis (dünnes Fladenbrot) gegessen. Kalorien und Kohlehydrate sind wichtig. Schließlich geht es die nächsten zwei Tage dieselbe Strecke wieder retour.
Nachts krieche ich noch einmal aus dem Zelt. Die Nordwand des Everest liegt im zarten Licht unendlich vieler Sterne. Die "Göttin der Erde" hat mich in ihren Bann gezogen.

 

Die Nordwand...
...des Mt. Everest

 

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 Autor: Ulrich Sertl
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Ulrich Sertl für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Auf seiner Homepage pedalglobal.net findet ihr unter anderem weitere Informationen über Tibet.

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