Über den Mittelpunkt Europas nach Vilnius
Eine 23 km lange Kalk- und Schotterstrecke schlimmster Art fordern mich und mein Rad heraus, bevor es bei Subate - wieder einmal fast ohne jegliche Beschilderung - über die Grenze nach Litauen geht. Zu meiner Überraschung wird die Topographie jetzt immer hügliger und auch der Wind setzt mir zu.
An einem See mit wunderschön blühenden gelben Seerosen lege ich eine Pause ein und biete zwei zufällig dazukommenden Einheimischen ein paar Nüsse an. Kurz darauf werde ich zum Übernachten eingeladen. Da es aber noch sehr früh am Tag ist, lehne ich dankend ab und fahre weiter. Nur wenige Kilometer später sehe ich mehrere Rehe auf einer Wiese äsen.
Nach einer weiteren Übernachtung in der Nähe eines Anwesens fahre ich am darauf folgenden Tag über Utena und Molétai nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Vorher passiere ich noch den geographischen Mittelpunkt Europas - der, wer hätte das gedacht, tatsächlich in Litauen liegt.
Vilnius überrascht mit geschlossen restaurierten Straßenzügen, zahlreichen Kirchen, einer Kathedrale und Häusern im Barockstil. Ein offenes, westlich orientiertes Publikum ist nicht nur nahe der Universität zu finden. Über ein Drittel der Stadtfläche von Vilnius besteht übrigens aus Parks und Alleen. Einen guten Überblick über die Stadt erhält man vom Gediminas-Turm der Burganlage, die im
Per Bus unternehme ich am nächsten Tag einen Ausflug zur Wasserburg von Trakai, die malerisch am Galvessee liegt und nur über einen Steg zu erreichen ist. Als Residenz der Großfürsten von Litauen und als Bollwerk gegen die Kreuzritter wurde sie im 14. Jahrhundert gebaut. Heute beherbergt sie ein historisches Museum. In Trakai selbst lebten bzw. leben sog. Krim-Tataren, die einst von der Krim hierher verschleppt wurden. Bei meiner Radtour durch die Ukraine zur Halbinsel Krim hatte ich diese Bevölkerungsgruppe bereits kennengelernt.
Holzkreuz am Straßenrand, Litauen |
Steg am See, Litauen |
Kinder in Litauen |
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Wasserburg von Trakai, Litauen |
Autor: Hans Jürgen Stang | ||
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Hans Jürgen Stang für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. |
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