Auch heute morgen sind fast keine Wolken am Himmel zu sehen. Nach dem dürftigen Frühstück besteigen wir mit Maren und Gero den 2300 m hohen Observation Mountain.
Das Ziel ist die Spitze, aber vielmehr noch die Aussicht auf den darunter gelegenen Kaskawulsh Glacier, der von hier unten gar nicht zu sehen ist.
Da Jim leider nicht mehr so richtig laufen kann, wird er alleine versuchen von unten näher an den Gletscher zu gelangen.
Um über den breiten Fluß zu kommen, der auf dem Weg zum Berg liegt, gibt es eine lange Hängebrücke. Je näher der Fuß des Berges rückt, desto mehr werden die Ausmaße ersichtlich. Die Hänge sind sehr steil und führen sicherlich nicht alle zum Ziel.
Die in der Routenbeschreibung angegebene Stelle für den günstigsten Einstieg in den Berg können wir erst nach langem Suchen finden. Ein paar andere Wanderer versuchen
sich indes an der möglichst steilsten Route. Wenn das mal gut geht.
Die über 1500 m Höhendifferenz auf den Berg haben es in sich, sowohl von der Höhe als auch von der Schwierigkeit her.
Observation Mountain |
Kaskawulsh Glacier |
Der Gipfel rückt näher und langsam wird der Blick auf den Gletscher frei.
Oben angekommen erschlägt uns der grandiose Ausblick auf den Kaskawulsh Glacier. Er fließt um mehrere Berge, vereint sich mit anderen Gletschern und erstreckt sich quer durch die Landschaft.
Die Gletscher in diesem Gebiet entstehen durch den gewaltigen Druck des größten Eisfeldes der Welt außerhalb des Polarkreises. Dieses ist mehrere Kilometer dick und bedeckt
zusammen mit den Gletschern mehr als die Hälfte des gesamten Nationalparks.
So stehen wir fast zwei Kilometer überhalb des Gletschers und können selbst durch den großen Abstand nur erahnen, wie groß dieser wirklich ist.
Wir sind so fasziniert, daß wir uns für eine längere Zeit dort oben auf der Bergspitze niederlassen und unzählige Fotos schießen.
Atemberaubendes Panorama des Kaskawulsh Glacier |
Es gesellen sich noch zwei weitere Wanderer zu uns, mit denen wir gemeinsam den Abstieg angehen. Wie sich herausstellt, sind es auch Deutsche. Sie hatten den steileren
Weg gewählt und waren daher auch länger unterwegs. Am liebsten würden wir uns gar nicht mehr von diesem Anblick trennen, doch es wird Zeit für den Rückweg.
Nicht weit vom Gipfel entfernt sehen wir auf einem Hochplateau plötzlich zwei riesige Grizzlybären: Mama mit ihrem ziemlich ausgewachsenem Kind.
Wir wenden natürlich die für Menschen notwendige Überlebenstaktik an und wedeln ausgiebig mit den Armen. Die Grizzlys nehmens gelassen zur Kenntnis und essen weiter.
Mit gezücktem Bärenspray und zwei Äxten unserer Begleiter machen wir zu sechst einen sehr großen Bogen um die Bären. Die Grizzly's scheinen sich nicht für uns zu interessieren.
Auf dem Gipfel des Observation Mountain
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Dieser Ausschnitt ist bereits über drei Kilometer breit |
Kurz bevor der steile Abstieg beginnt, trennen sich die zwei anderen Deutschen von uns und versuchen einen anderen Weg zu finden. Weiter unten sehen wir,
daß dies keine gute Idee war. Oben hängen die beiden wie zwei Flundern eng an eine senkrechten Wand gepreßt, unter der nur ein steiles Geröllfeld abfällt.
Sie kommen weder vor noch zurück. Gero steigt nochmals hoch, um ihnen mit einigem Abstand den Weg zu weisen. Es dauert mehr als eine halbe Stunde, bis sie es schaffen
aus der misslichen Lage freizukommen und den selben Weg zurück zu klettern.
Das war filmreif, sie hätten auch jede Sekunde abstürzen können.
Nach einem anstrengenden und für die zwei deutschen Wanderer abenteuerlichen Abstieg fallen wir nach abendlichem Dinner halb tot ins himmlische Schlafsackbett.
Blick über die zerklüftete Gletscherzunge
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Der Abstieg
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