Um 6 Uhr früh zeigt der Blick aus dem Fenster blauen Himmel mit einigen Wolken. Das hält sich bestimmt nicht lange. Am Visitor-Center füllen wir einen Rescue-Schein aus, auf dem alle relevanten Personen- und Routendaten vermerkt sind. So werden im Notfall sofort Suchtrupps losgeschickt, da dieser Nationalpark fast unerschlossen ist. Es geht verdammt steil zur Sache. Stellenweise hat das schon nichts mehr mit Wandern, vielmehr mit Klettern zu tun. Es geht vom Ort aus noch etwa 700 m höher auf über 1800 m. Nach der Hälfte des Aufstieges passieren wir die Baumgrenze. Noch ist die Sicht super, nach zwei Stunden können wir den Gipfel sehen. Allerdings nur kurz, denn innerhalb kürzester Zeit ziehen Wolken von Westen heran. Sie fallen hinter Arthur's Pass tief ins Tal, werden sogleich von Aufwinden erfaßt und wieder den Berg hochgeschoben. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit kommen die Wolken von unten auf uns zu und sammeln sich oben an den Bergspitzen. Es dauert etwa 30 Minuten und wir stehen inmitten einer grauen Landschaft. Die Sichtweite variiert von 20 m bis vielleicht maximal 100 m. Die Route ist erfreulicherweise mit Farbstangen gut markiert, denn ein ausgetretener Weg ist hier oben nicht mehr zu erkennen. Wenn der Himmel mal kurz aufbricht sehen wir nur, daß sich die Lage jedesmal verschlechtert und die Wolkendecke immer dichter wird. Kurz vorm Gipfel treffen wir auf den Weg, der auf einer anderen Route wieder herunter führt. Er soll nicht ganz so steil sein. Nach kurzer Pause ändert sich an der Wetterlage nichts und die Sicht beschränkt sich auf weiße Wolkenschwaden. Also ab nach unten, bevor Schlimmeres aufzieht. Auf dem Weg hinab lassen wir langsam die Wolken hinter uns. Zum Glück regnet es nicht. Kurz zeigt sich der Gletscher des Mt. Rolleston, verschwindet aber sofort wieder hinter Wolken. Der Abstieg führt über einen anderen Grat des Avalanche Peak hinunter. Links und Rechts steile Geröllhänge und alles in dichten Nebel gehüllt. Ein falscher Schritt wäre jetzt unangebracht. Es geht hinunter in den Wald, nicht ganz so steil wie der Aufstieg. Dafür hat sich ab dem Waldanfang ein Bach sein Bett in den Weg gelegt. Scheint schon länger hier zu fließen, das Moos ist gut gewachsen. Die Äste und Stämme bieten guten Halt, wenn es einen der mini-Wasserfälle auf rutschigem Weg hinunter geht. Insgesamt haben wir inclusive Pausen fünf Stunden für den Weg gebraucht. Empfehlung ist 6-8 Stunden. Leider ohne den angepriesenen super-Ausblick.
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