Mit notdürftig geflickter Schaltung machen wir uns um 8:30 Uhr auf den Weg. Die Schalthebelmechanik haben wir so fest angezogen, daß die gebrochene Feder sinnlos wird und dadurch das Schalten wieder möglich ist. Allerdings nicht sehr komfortabel, aber es geht. Fragt sich nur, wie lange.
Auf den ersten 20 km erwartet uns ein krasser Downhill von 1600 m runter auf 900 m. Nicht sehr steil, dafür kontinuierlich mit vielen Kurven. Leider auch mit viel Verkehr. Bald wird die Straße auf der anderen Seite des Canyons sichtbar. Sie verläuft horizontal über die gesamte Bergkette.
Eine halbe Stunde später am tiefsten Punkt angelangt, wird uns vom Gestank und Anblick des Santiago Flusses übel. Eine einzige Kloake, nur Abwasser. An den Uferregionen steigen Bläschen auf, wahrscheinlich chemische Reaktionen, die im Schlamm ablaufen. Einen so schmutzigen Fluß haben wir noch nie gesehen. Fast schon ein Wunder, daß an den Ufern noch etwas wächst.
Von nun an geht es nur noch hoch. Schöne Aussichten auf das Tal und die steil abfallenden Bergwände begleiten uns. Wir warten auf den Teil der Straße, der nochmals einige hundert Meter abfallen soll. Es passiert nicht, geht nur weiter bergauf. Entweder ist die Karte falsch, oder die Straße wurde in den letzten Jahren verlegt.
La perla del occidente - Die Perle des Westens Nach über 600 m Hochfahren empfängt uns eine Wolke aus Gestank - das örtliche Klärwerk liegt nebenan. Kurz darauf werden die ersten Häuser Guadalajaras sichtbar. Ab jetzt wird es kriminell. Sehr viel Verkehr drängt sich auf weiterhin einer Spur pro Richtung. Es stinkt bestialisch. Der äußere Stadtring gleicht eher einer Müllhalde, als einer menschlichen Siedlung. Das gefährlichste in diesem Chaos: Die Minibusfahrer. Sie geben einen Dreck auf den Rest des Verkehrs. Nachdem uns ein Minibusfahrer von der Straße gedrängt hat, spüren wir überhaupt kein Verlangen mehr, weiter zu kämpfen und schieben die Fahrräder umgeben von Abgaswolken durch den Dreck am Straßenrand. Lärm, Gestank, geistig kranke Autofahrer, tolle Stadt. Im Zentrum ist es aufgeräumter, der Müll wird ja schließlich in den Außenbezirken entsorgt. Während eines beinahe schiefgehenden Versuches, eine Straße bei Grün zu überqueren, lernen wir Ricardo kennen. Auf seinem MTB fährt er gerade zur Arbeit ins Restaurant. Er lädt uns ein und so fahren wir auf weitaus besser zu befahrenen Schleichwegen ins Zentrum. Im übervollen Restaurant Karnes Garibaldi essen wir Carne en su jugo. Die Bedienung ist so schnell, daß wir das Essen auf dem Tisch haben, kaum nachdem wir die Bestellung ausgesprochen haben. Angeblich ist es das schnellste Restaurant in Guadalajara. Und dazu schmeckt es noch sehr gut.
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