Bei Ezere überqueren wir am nächsten Tag die Grenze zu Lettland. Da ein Visum für die Baltischen Staaten nicht mehr erforderlich ist, gestaltet sich der Grenzübertritt für uns Radfahrer problemlos. Wir wollen nach Saldus, wo wir von einer lettischen Organisation mit dem Namen "EVA" zu einem Besuch eingeladen sind. Ziel dieser Organisation ist das lettische Kulturerbe zu bewahren und Talente verschiedenster Art auf dem Land zu fördern.
Begegnungen der ländlichen Art
Von den rund 65.000 km² der Landoberfläche Lettlands sind 39% mit Wald bedeckt. Daneben gibt es noch über 3.000 Seen und 12.000 Wasserläufe. Die Fahrt nach Saldus vermittelt uns einen ersten Eindruck von der Naturschönheit Lettlands. Dazu ist das Land noch sehr dünn besiedelt (38 Einwohner pro km² - in Deutschland 228 Einwohner pro km²) und auf dem Land hält sich der Straßenverkehr in Grenzen.
Nach einer Fahrt von 120 km erreichen wir die Stadt Saldus, wo wir von Frau Aija Maurina, der Leiterin der Organisation "EVA" herzlich begrüßt werden. Sie spricht sehr gut Deutsch und wir können in ihrer kleinen, aber hübsch eingerichteten Wohnung die nächsten zwei Tage bleiben. Während dieser Zeit erfahren wir viel über die Geschichte und Kultur Lettlands. Da sie auch noch einen Bauernhof betreibt, werden wir mit frisch zubereiteten lettischen Speisen verwöhnt. Selbst hergestellte Milchprodukte, Marmeladen, Honig, Kompott - um nur einige zu nennen. Das lettische Schwarzbrot (mit Kümmel) schmeckt hervorragend und hält jeden Vergleich mit einem deutschen Brot stand. Selbst gezapfter Birkensaft ist für uns ungewöhnlich - schmeckt aber sehr erfrischend und hat Heilwirkung.
Frau Maurina zeigt uns die Wirkstätte eines Holzkünstlers, der mit verschiedenen Holzarten wunderschöne Drechselarbeiten fertigt. Überhaupt werden die traditionellen Kunsthandwerke wie Holzschnitzen, Weben, Herstellen von Keramik, Korbflechten sehr gepflegt. In einer Schule werden wir (an einem Sonntag!) von der Schuldirektorin und einer Lehrerin persönlich empfangen. Das Schulgebäude in Remte ist ein ehemaliges Schloß eines deutschen Grafen. Man zeigt uns das interessante Schulmuseum, führt uns durch den riesigen Park mit mächtigen Eichenbäumen und eine Schülerin spielt extra für uns auf der Gitarre und singt lettische Volkslieder.
Nach diesem beeindruckenden Aufenthalt fällt es schwer Abschied zu nehmen. Auf endlos erscheinenden Straßen fahren wir weiter in Richtung Riga, der Hauptstadt und mit 850.000 Einwohnern auch größten Stadt in Lettland.
Georg vor lettischer Grenze bei Ezére... |
...und vor Autobahnschild nach Riga, Lettland |
Der Autor |
Autor: Hans Jürgen Stang | ||
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Hans Jürgen Stang für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. |
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