Wir stehen bereits kurz nach 5 Uhr im Dunkeln auf, um möglichst früh den bevorstehenden Pass hoch zu biken. Nach einem kräftigen Frühstück sitzen wir kurz nach 7 Uhr noch vor Sonnenaufgang bei recht frischen 2°C auf den bikes Richtung Going-to-the-sun-road. Nach 20 km einfacher Fahrt fängt der Anstieg zum Logan Pass an.

Die Steigung beträgt durchgängig 3-5 % die nächsten 10 km. Die Straße ist relativ eng, doch ab und zu gibt es wenigstens Tournouts zum Photoshooting. Glücklicherweise hält sich der Autoverkehr zu so früher Stunde noch in Grenzen. Bis 11 Uhr sollte man oben sein, sonst hat man wohl keine Freude an dem Anstieg an der Ostseite. Außerdem ist die Straße auch im Sommer über die Mittagszeit für Biker gesperrt.

Je weiter wir hoch kommen, desto mehr entledigen wir uns unserer warmen Kleidung. Die Landschaft ist gigantisch und die Straße verdient zu recht ihren Namen, denn die Sonne kommt immer mehr aus Richtung Osten zum Vorschein. Da vergisst man doch glatt die Anstrengung und das Schwitzen verkommt zur Gleichgültigkeit. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir den 1300 Meter höher liegenden Logan Pass. Und kein einziges Wölkchen ist hier oben zu entdecken. Dass der Parkplatz vor dem Visitor Center kurz hinter dem Pass total voll ist, war ja abzusehen. Auch wir schließen uns dem Trubel etwas an und schauen uns das Center an.

An unseren bikes gönnen wir uns anschließend einen kräftigen Snack. Dabei werden wir von den vorbeigehenden Menschen wie Außerirdische angestarrt. Klar, für viele ist die Fahrt mit dem Pkw schon ein total abgefahrenes Abenteuer, aber mit dem Fahrrad ist es einfach unvorstellbar! So werden wir tatsächlich gefragt, ob uns ein Pick-Up hier nach oben gebracht hat. Und als wir noch sagen, wir wären in Alaska mit den bikes gestartet, bricht für einige Frager die Welt zusammen: kopfschüttelnd drehen sie sich um und gehen weg...

Nach dickem Einmummen stürzen wir uns in den knapp 20 km langen Downhill. In rasantem Tempo geht's erneut durch grandiose Landschaft vorwärts. Die Straße ist auf der Ostseite gut ausgebaut und der Asphalt ist erste Klasse. Nur die langsamen Autos stören. Erst am St. Mary Lake machen wir zwecks Photos einen Stopp. Außerhalb des Nationalparks in St. Mary gönnen wir uns erneut einen Snack direkt an der Kreuzung, an der die Going-to-the-sun-road auf den Hwy 89 trifft.

Bei strahlender Sonne geht es weiter Richtung Süden auf dem Hwy 89. Eigentlich dachten wir, die Schwierigkeiten mit Erreichen des Logan Passes für heute geschafft zu haben, denn auf der Karte sehen die kommenden Kilometer relativ harmlos aus. Doch die etwas über 400  hm hinauf zur Hudson Bay Divide lassen uns das lässige Grinsen vergehen. Dazu brennt die Sonne noch richtig auf uns nieder. Auf der kleinen Summit verwandelt sich die Landschaft fast linienförmig: aus der bergigen Seen- und Waldlandschaft wird plötzlich Prärie. Wir sind im Schwarzfuß-Indianerreservat angekommen. Die Straße verläuft die nächsten km ständig rauf und runter. Erst ab dem Ort Kiowa geht es wieder zügig voran.

Kurz vor Browing steuern wir den örtlichen Campground an. Woher er den Namen "Sleeping Wolf" hat, können wir leider nicht in Erfahrung bringen, denn die Besitzerin spricht nur sehr schlecht englisch. Dafür gibt es hier 2 Esel, die gleich mit uns mitkommen und nach Essen schnuppern. Da unsere Vorräte nicht mehr sehr reichhaltig sind, können wir ihnen leider nichts abgeben. Irgendwann merken es die zwei und ziehen von dannen. Ziemlich fertig von den heutigen Strapazen an den zwei deftigen Anstiegen gehen wir schlafen.