Ursprüngliche Dörfer
Was ich jetzt sehe und erlebe ist wie eine Art "Kulturschock": Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, Pferdefuhrwerke, Ochsengespanne, Eselkarren, Hühner, Kühe, Schweine auf der Straße u.v.m. Erinnerungen an eine Radtour in die Ukraine vor fast 10 Jahren werden wieder wach. Aber ich spüre auch gleich die Ruhe, den Frieden, der hier herrscht und merke, das ich jetzt wieder alle Erwartungen und Ansichten ablegen muss, um mich auf das Neue einzulassen. Und wie so oft bei meinen Radreisen dauert es nicht lange und der Alltag mit all seinen Begrenzungen ist vergessen.
Siebenbürgen (rum.: Transsilvanien, ung.: Erdély: "hinter den Wäldern")
Im frühen Mittelalter siedelten sich deutsche Bauern und Handwerker in Siebenbürgen an. In dieser Region mitten auf dem Balkan findet man etwas, was man hier wohl am wenigsten erwartet: mittelalterliche deutsche Städte, Straßendörfer, in denen die Bauweise der deutschen Siedler einen Kontrast zur rumänischen Dorfarchitektur darstellt und Burgen, in denen keine Feudalherren, sondern deutsche Bauern die Hausherren waren.
Fast lückenlos umrahmen die Gebirgsketten der Karpaten Siebenbürgen. Diese Lage bot Siebenbürgen über Jahrhunderte hinweg Schutz gegenüber Eindringlingen und ermöglichte dadurch eine relativ weitgehende Autonomie. Sie macht diesen Teil des heutigen Rumäniens auch landschaft-lich so reizvoll. Hochgebirge mit schroffen Felsen, klare Gebirgsseen, Wasserfälle, ursprüngliche Flusstäler, eigenständige Flora und Fauna wechseln mit Mittelgebirgen und hügeligem Karpatenvorland mit oft unberührter Schönheit. Wer weiß schon, dass Siebenbürgen eine der ersten europäischen Demokratien ist? Oder, dass hier inmitten Südosteuropas, über Jahrhunderte hinweg eine deutsche Kultur und deutsches Brauchtum existierte?
Die Straßen durch die Dörfer sind oft abenteuerlich, mit tiefen Löchern oder Kopfsteinpflaster. So fahre ich vielfach auf der falschen Fahrbahnseite, wenn gerade diese Seite besser zu befahren ist - die Autofahrer machen es nicht anders.
Ortseingang von Slimnic (Stolzenburg) |
Nebenstraße mit Schlaglöchern und Wasserpfützen |
Autor: Hans Jürgen Stang | ||
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Hans Jürgen Stang für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. |
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