Reisebericht Rumänien
In 4 Wochen 1530 km allein durch Rumänien

Teil 13 Teil 15

Langsam löst sich der Nebel am nächsten Morgen auf, als ich entlang des Lacul Izvorul Muntelui, eines langgestreckten Sees am Ceahlau-Naturpark in den Ostkarpaten, entlangfahre. Der Blick auf die Berge wird Stück für Stück frei und erinnert an die Schweiz. Am Bicaz-Stausee entlang geht es nach einer kurzen Mittagsrast weiter in Richtung der Bicaz-Schlucht.
Fast unbemerkt taucht plötzlich neben mir ein Radrennfahrer auf und spricht mich in Deutsch an. Hinter ihm sind noch zwei seiner Mitfahrer. Wir kommen ins Gespräch und im nächsten Ort werde ich von den Dreien zu einem Getränk und Kaffee eingeladen. Nach einem längeren Gedankenaustausch fahre ich weiter, während sie wieder umkehren in die andere Richtung.

Dann beginnt der Anstieg zur Bicaz-Klamm, einer eindrucksvollen Felsschlucht. Der Flusslauf des Bicaz hat sich hier hunderte Meter tief in das Kalkgestein des Ceahlau-Massives eingeschnitten. Die steilen, überhängenden Felswände lassen kaum Tageslicht einfallen. Die Fahrt ist eindrucksvoll, aber auch beschwerlich und zum ersten Mal auf dieser Tour muss ich eine längere Strecke mein Rad schieben. Schließlich erreiche ich Lacu Rosu, einen kleinen Kur- und Ferienort am gleichnamigen Roten See. Der See entstand im Jahre 1838 durch einen gewaltigen Erdrutsch, durch den das Wasser der Bicaz aufgestaut wurde und einen Fichtenwald überflutete. Die im Laufe der Zeit versteinerten Baumstümpfe ragen im oberen Teil des Sees aus dem Wasser und wirken schon etwas unheimlich.

Fast unheimlich wird mir auch die Weiterfahrt, da ich mit weiteren Anstiegen gar nicht mehr gerechnet habe. Erst nachdem ich schon sehr müde bin, geht es endlich bergab, hinunter nach Gheorgheni. Am Ortseingang sehe ich ein Schild "Altenheim" und bremse intuitiv ab. Dort frage ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit und nach einiger Diskussion kommt der Hausmeister und schließt mir ein leerstehendes Zimmer mit Bett und Dusche auf.
Nach dem Duschen werde ich vom Hausmeister und seiner Frau zu einem leckeren Essen (selbst gesammelte Pilze mit Kartoffeln) eingeladen. Die Familie aus Ungarn versorgt mich noch mit Obstschnaps (Palinka) und Tee. Am Morgen danach kann ich im Altenheim noch frühstücken. Nachdem ich umgerechnet etwa 6 Euro für alles bezahlt habe, habe ich an diesem Morgen gar keine Eile das Haus zu verlassen, denn es regnet stark.
Aber es nützt alles nichts - heute steht eine Regenfahrt an. Immerhin hört es am späten Nachmittag auf zu regnen.


Schäfer mit Hund

 

Teil 13 Übersicht Teil 15

 Autor: Hans Jürgen Stang
Dieser Artikel wurde uns freundlicherweise von Hans Jürgen Stang für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

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